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CVJM Baden Aktuell (Archiv)

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Geh hin und sieh, wie es deinen Brüdern geht!

Zur Lage der YMCAs in Kenia und Zimbabwe

 

In den abendlichen Fernsehnachrichten nehmen die Berichte über die Corona-Situation in unserem Land einen sehr breiten Raum ein. Da wird ausführlich informiert über die Beschlüsse der Bundesregierung und Landesregierungen, über die milliardenschweren Hilfspakete für die Wirtschaft, über die Situation in den Krankenhäusern und vieles mehr. Immer wieder wird der Blick auch mal auf das europäische Ausland gelenkt – aber wie sich die Lage in afrikanischen, südamerikanischen und asiatischen Ländern darstellt, das erfährt leider nur sehr wenig mediale Aufmerksamkeit. Und dabei haben diese Länder doch genauso wie wir mit der Pandemie zu kämpfen - nein, nicht genauso viel, sondern viel mehr!

 

Werfen wir doch einmal einen Blick auf unsere afrikanischen YMCA-Partnerländer Kenia und Zimbabwe. Während in Deutschland bei den Covid-19-Infektionszahlen die Millionengrenze überschritten wurde, gibt es derzeit in Kenia 83.000 erfasste Fälle (Bevölkerungszahl: 53,8 Millionen) und 1.500 Todesfälle, in Zimbabwe 9.900 erfasste Fälle und 275 Tote (Bevölkerungszahl: 14,8 Millionen Einwohner); die Dunkelziffer der nicht erfassten Fälle ist aber mit Sicherheit um einiges höher. Die Testrate in Kenia liegt bei 1,6 Prozent, in Zimbabwe bei 1,1 Prozent, während sie bei uns 33 Prozent beträgt. Diese verhältnismäßig niedrigen Zahlen verwundern durchaus, doch sollen die Gründe dafür hier nicht weiter erörtert werden; die Situation der Menschen und vor allem die medizinische Versorgung sind in beiden Ländern nämlich weitaus schlimmer und bedrohlicher, als es die Zahlen widerspiegeln.

 

Zimbabwe YMCA: Verteilung von Lebensmitteln

 

In Kenia sind seit März alle Schulen geschlossen und werden voraussichtlich erst wieder im Januar 2021 öffnen; einige Abschlussklassen haben allerdings seit November wieder etwas Unterricht und machen Examen. Diese Schulschließung hat zur Folge, dass 18 Millionen Kinder und Jugendliche ein ganzes Schuljahr verlieren – und ein Jahr ihres Lebens. Ein Großteil von ihnen verliert zudem die einzige warme Mahlzeit am Tag, die sie bisher in der Schule erhielten. Und insbesondere Mädchen sind jetzt vermehrt sexueller Gewalt, Beschneidung und Zwangsverheiratung ausgesetzt; die Zahl der Teenagerschwangerschaften ist in den letzten Monaten rasant angestiegen.

 

In Zimbabwe stellt sich die Situation ähnlich dar, jedoch sind die Schulen dort wieder geöffnet. Ein Problem ist aber, dass die Lehrkräfte immer wieder einmal streiken, weil sie schon seit einigen Monaten kein Gehalt bekommen haben. Die Situation der Mädchen gleicht der in Kenia, wird aber noch verschärft durch den Mangel an dringend benötigten Hygieneartikeln, die preislich unerschwinglich geworden sind.

 

Die Covid-19-Pandemie hat in beiden Ländern zu einer wirtschaftlichen Katastrophe geführt; die Exporte und auch der Tourismus als ganz wichtige Einnahmequellen sind völlig zusammengebrochen; Zimbabwe leidet außerdem unter einer Hyperinflation von fast 800 Prozent. Abermillionen Kenianer und Zimbabwer haben keinerlei Einkommen mehr, weil sie ihren Job verloren haben; viele von ihnen konnten bisher sowieso schon nur durch schlecht bezahlte Gelegenheitsjobs überleben. Und an fast jedem Job hängt eine Familie. Die Armut nimmt zusehends erschreckende Ausmaße an!

In Zimbabwe geht man davon aus, dass weit über die Hälfte der Bevölkerung in den kommenden Monaten auf Nahrungsmittelhilfe aus dem Ausland angewiesen sein wird. Verschärft wird die Lage hier noch durch repressive Maßnahmen der Regierung, die immer wieder Demonstranten, Journalisten und Oppositionelle, aber auch Straßenhändler oder Passanten mit brutaler Gewalt verhaften lässt; manche von ihnen bleiben verschwunden.

 

Schulungskurse im Kenya YMCA

 

Und was tun die YMCAs in Kenia und Zimbabwe oder was können sie noch tun? Auch sie sind sehr schwer betroffen von den wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie. Fast alle Programme mussten im März eingestellt werden und lediglich einige wenige konnten bislang wieder begonnen werden. In Kenia können nur noch 25 Prozent der Mitarbeitenden im YMCA auf Taschengeldbasis mehr schlecht als recht ihrer Arbeit nachgehen, die anderen sind arbeitslos und ohne jegliches Einkommen; auch die acht Mitarbeitenden des Zimbabwe YMCA erhalten nur noch ein ganz geringes Entgelt. Die Einnahmequellen beider Nationalverbände sind total versiegt; in Kenia sind dies neben den Schulgebühren das Hostel, das Restaurant und das Schwimmbad im Central YMCA in Nairobi. In Zimbabwe fließen kaum noch oder gar keine Mieteinnahmen mehr für ein größeres Gebäude, das sich im Besitz des YMCA befindet; die gesamte Arbeit liegt fast vollständig am Boden.

 

Während man in Zimbabwe dank einer einmaligen Unterstützung durch den CVJM Baden Nahrungsmittel in Kinder- und Altenheimen sowie Masken an bedürftige oder gefährdete Personen verteilen kann, bemüht man sich in Kenia durch verschiedene Kursangebote verstärkt um junge Leute und Frauen; so werden die wichtigen Verhaltensweisen im Zusammenhang mit Covid-19 eingeübt, der Umgang mit Krisen intensiv erörtert sowie Möglichkeiten erarbeitet, welche Tätigkeiten und Jobs aufgenommen werden könnten nach Beendigung der Einschränkungen des öffentlichen Lebens. Aber genauso wie bei uns lastet über allem und allen eine große Unsicherheit, weil niemand weiß, wie es in der Zukunft weitergehen kann und soll.

 

Sicher, auch wir im CVJM Baden haben mit enormen Problemen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie zu kämpfen, dennoch dürfen und werden wir unsere Partner und Geschwister im Kenya YMCA und im Zimbabwe YMCA nicht aus den Augen verlieren. Wir werden ihnen gerade in dieser extrem belastenden Situation auch weiterhin mit unserer finanziellen Unterstützung und unseren Gebeten helfend zur Seite stehen.

 

Spenden bitte an den CVJM Baden

online unter www.cvjmbaden.de/ww

IBAN: DE77 6639 1200 0005 4666 01

Stichwort: Corona-Hilfe Afrika

 

Gunnar Ischir, Mitglied im AB Weltweit des CVJM Baden

 

Schulungskurse im Kenya YMCA